Neal Stephenson: Snow Crash
Für Neal Stephenson bedeutete Snow Crash 1992 den Durchbruch als Schriftsteller. Die Geschichte ist im Amerika der unmittelbaren Zukunft angesiedelt, in dem von Franchiseunternehmen kontrollierte Stadtstaaten alle herkömmlichen politischen und sozialen Strukturen ersetzt haben.
Mit dem Metaverse stellt uns Stephenson eine weltweite vernetzte virtuelle Realität vor, deren Überflutung mit Werbung und Aneignung durch Wirtschaftsunternehmen, den Trend zur Kommerzialisierung des Internets vorweg nahm, der sich 1992 erst abzuzeichnen begann.
Die beiden Hauptfiguren Hiro Protagonist und Y.T. kommen einer Verschwörung auf die Spur, in der es um Snow Crash geht, eine Art Computervirus, der nicht nur die Avatare von Personen im Metaverse befällt, sondern auch die Personen selbst. Je weiter die beiden bei ihren Nachforschungen kommen, desto illusterer scheint der Kreis der beteiligten Personen und Organisationen zu werden: die Pentecostal Church (Pfingstbewegung), ein durch eine Glasfasernetzwerkmonopol reich gewordener Tycoon, ein aleutischer Jäger mit seiner persönlichen Nuklearwaffe und eine Gruppe von Flüchtlingen, die auf einem riesigen Floß über den Pazifik treibt.
Bizarre Figuren und Situationen, die einem Comicuniversum entsprungen sein könnten, machen das Buch zu einem äußerst unterhaltsamen und kurzweiligen Vergnügen. Die ausgefeilte Handlung und der reichhaltige Vorrat an Ideen dagegen garantieren, dass man sich noch lange mit dem Buch beschäftigen wird, dem nicht umsonst nachgesagt wird, es habe Dienste Google Earth und Second Life inspiriert. Der interessanteste Aspekt des Buches ist aber vielleicht, wie es Stephenson gelingt Theorien über Meme, Sprache, Religion und sumerische Mythologie in Beziehung zu setzen und daraus eine spannende Handlung zu entwickeln.
Neal Stephenson: Snow Crash. ROC. 1993 (zuerst 1992). ISBN 0140232923.
Schlagwörter: Cyberpunk, de, Entstaatlichung, Globalisierung, Neal Stephenson, Science Fiction