1958 begann bei General Atomics in San Diego die Arbeit an Project Orion. Ziel des Projektes war ein Raumschiff zu bauen, das hunderte Tonnen Nutzlast und auch Menschen bis ins äußere Sonnensystem oder zum Mars befördern könnte. Als Antrieb des gigantischen Gefährts, dass alle mit chemischen Treibstoffen betriebenen Raketen in den Schatten gestellt hätte, waren Atombomben vorgesehen. Diese sollten kontrolliert in kurzen Abständen hinter dem Flugkörper zur Explosion gebracht werden. Die Energie der nuklearen Explosionen sollte über ein Schutzschild, das mittels eines Federungssystems mit der Sektion für Besatzung und Nutzlast verbundenen werden sollte, in kinetische Energie umgewandelt werden. Auf diese Art könnte man mit, wie errechnet wurde, ca. 1000 Atombomben, wie auf einem Pogo-Stick in die Erdumlaufbahn reiten. Einige tausend weitere Bomben später könnte man so Geschwindigkeiten von um die 50.000 Meilen pro Stunde erreichen. Mit dieser Technik wären Saturnmonde oder andere entfernte Gegenden unseres Sonnensystems in einer Reichweite, die bemannte Exploration ermöglichte.
Literatur und Links
Freeman J. Dyson, Death of a Project, Science 9 July 1965: Vol. 149 no. 3680 pp. 141-144
George Dyson, Project Orion: The True Story of the Atomic Spaceship, New York (Henry Holt) 2002
Inzwischen ist auch das Video des letzten Frankfurter Webmontags #35 online. Aufgezeichnet wurde unter anderem auch mein Vortrag „Fail Deadly. Usability of Mission Critical Systems.“ Es ging darin um Frühwarnsysteme, die Nuklearangriffe erkennen sollten, und um Systeme, die im Falle eines solchen Angriffs verwendet werden sollten.
David E. Hoffman’s „The Dead Hand: The Untold Story of the Cold War Arms Race and its Dangerous Legacy“ is a chilling account of the last years of the Cold War. The book takes its title from a Soviet doomsday device of the same name (the official designation was Система «Периметр», Systema „Perimetr“). The system should have retaliated automatically with what was left of the Soviet arsenal of nuclear missiles, even if a first strike had wiped out the Politburo and regular command structure was knocked out. The existence of „Perimetr“ was (and is still) officially a secret. Which is ironic as the „whole point of the Doomsday Machine is lost if you keep it a secret“, as Dr Strangelove put it.
Hoffman also gives an account of what he calls the „dark underside of the arms race“: the secret decision by the Soviet government to turn biological germs and toxins into weapons, despite signing a treaty banning these weapons at the same time. The book reveals some details and lesser known facts now available after documents have come to light and personnel working on these projects started to give information.
Insightful are also accounts of encounters on the political stage (like the 1985 Geneva Summit) and military blunders (like the shooting down of Korean Airlines Flight 007). The reader gets the impression of how decisions that could have wiped out millions of people depended on beliefs, suspicions and gut feelings about the other side or superiors rather than reasoning. It is revealed that often enough even the facts that would support such reasoning were wrong or missing entirely.
Having lived in this period as a child and teenager Hofmann’s book brings back memories — mostly from TV. News items and films like War Games, The Day After and Z For Zachariah come to mind. It reminds me of a time when these stories were the ordinary background of an upbringing (not only mine). Recalling from today I feel a strange longing. There is regret of having missed the (what seemed then) very real chance of fulfilling every boys dream of never having to grow up. The eerie sense one gets when walking on the edge of an abyss and the cynical cold one has after having done so for a long time.
David E. Hoffman, The Dead Hand: The Untold Story of the Cold War Arms Race and its Dangerous Legacy, 2009, ISBN 978-0385524377
„Nuclear War: A Guide To Armageddon“ klärt uns über die Folgen einer Atombombe auf. Inhaltlich gelingt es dem Film auf verstörende Art sachliche Information und Aufklärung mit der gleichzeitigen Sinnlosigkeit der Maßnahmen im Ernstfall zu verbinden. So handelt es sich auch vielmehr um eine Mahnung vor dem Atomkrieg als um einen Ratgeber für das Überleben.
Der Atomkrieg ist in diesem Film vornehmlich ein Spektakel, sachlich in Szene gesetzt und mit politisch-moralischem Anspruch und dennoch — oder gerade deshalb eine Ästhetisierung des Schreckens. Der Lauf der Zerstörung, dem der Film im Radius um Ground Zero folgt, beschreibt nicht von ungefähr einen Weg entlang der Landmarken und Sehenswürdigkeiten in und um London. Der Zuschauer ist in die Rolle eines Touristen versetzt, der einen sehr britischen Weltuntergang erleben darf, Klassenschranken und Hypotheken gibt es nicht nur im Schutzraum, sie sind sogar dessen Voraussetzung. Kaum ein Ort und kaum eine Zeit würde sich dem Untergang mit mehr Hingabe anbieten als England in den frühen 1980er Jahren, wo Hope & Glory nur als Abglanz der Vergangenheit existierten und industrieller Niedergang, Streiks und eine eiserne Lady die Gegenwart prägten.
1951 war Bereitsein noch alles, die Radioaktivität war nach einer Minute vorbei und der Zivilschutz wenigstens dreimal so kompetent wie der durchschnittliche Servicemitarbeiter der nächsten kommunalen Behörde.
Gegen die Millionen Grad einer nuklearen Explosion wirken die paar Grad globaler Erwärmung geradezu harmlos — und dennoch wussten unsere Regierungen damals, wie man sich auch vor dem atomaren Ernstfall schützt! Sieht man dagegen heutige Politiker hilflos Biosprit in den Dienstwagen… aber ich schweife ab.
Während die Amerikaner sich duckten und bedeckten, setzten die Briten auf schützen und überleben. Vom Schließen der Fenster bis zur pietätvollen Beisetzung der Verstorbenen bleibt durch diesen Film keine Frage unbeantwortet. So wirken auch die schematischen Darstellungen im Medium des Animationsfilms dem Zivilschutzgedanken angemessener als die fröhlichen, ans Alberne grenzenden Szenen vergleichbarer amerikanischer Filme. Schließlich geht es hier um die ernsthafte plangemäße Umsetzung einer Überlebensstrategie und nicht darum, Verstecken zu spielen.