„Nuclear War: A Guide To Armageddon“ klärt uns über die Folgen einer Atombombe auf. Inhaltlich gelingt es dem Film auf verstörende Art sachliche Information und Aufklärung mit der gleichzeitigen Sinnlosigkeit der Maßnahmen im Ernstfall zu verbinden. So handelt es sich auch vielmehr um eine Mahnung vor dem Atomkrieg als um einen Ratgeber für das Überleben.
Der Atomkrieg ist in diesem Film vornehmlich ein Spektakel, sachlich in Szene gesetzt und mit politisch-moralischem Anspruch und dennoch — oder gerade deshalb eine Ästhetisierung des Schreckens. Der Lauf der Zerstörung, dem der Film im Radius um Ground Zero folgt, beschreibt nicht von ungefähr einen Weg entlang der Landmarken und Sehenswürdigkeiten in und um London. Der Zuschauer ist in die Rolle eines Touristen versetzt, der einen sehr britischen Weltuntergang erleben darf, Klassenschranken und Hypotheken gibt es nicht nur im Schutzraum, sie sind sogar dessen Voraussetzung. Kaum ein Ort und kaum eine Zeit würde sich dem Untergang mit mehr Hingabe anbieten als England in den frühen 1980er Jahren, wo Hope & Glory nur als Abglanz der Vergangenheit existierten und industrieller Niedergang, Streiks und eine eiserne Lady die Gegenwart prägten.
1951 war Bereitsein noch alles, die Radioaktivität war nach einer Minute vorbei und der Zivilschutz wenigstens dreimal so kompetent wie der durchschnittliche Servicemitarbeiter der nächsten kommunalen Behörde.
Gegen die Millionen Grad einer nuklearen Explosion wirken die paar Grad globaler Erwärmung geradezu harmlos — und dennoch wussten unsere Regierungen damals, wie man sich auch vor dem atomaren Ernstfall schützt! Sieht man dagegen heutige Politiker hilflos Biosprit in den Dienstwagen… aber ich schweife ab.
Während die Amerikaner sich duckten und bedeckten, setzten die Briten auf schützen und überleben. Vom Schließen der Fenster bis zur pietätvollen Beisetzung der Verstorbenen bleibt durch diesen Film keine Frage unbeantwortet. So wirken auch die schematischen Darstellungen im Medium des Animationsfilms dem Zivilschutzgedanken angemessener als die fröhlichen, ans Alberne grenzenden Szenen vergleichbarer amerikanischer Filme. Schließlich geht es hier um die ernsthafte plangemäße Umsetzung einer Überlebensstrategie und nicht darum, Verstecken zu spielen.