Katsuhiro Otomo: Akira

Akira (アキラ) ist ein Manga von Katsuhiro Otomo. Es gilt als Meilenstein des Genres. Im Jahr 2019 stehen in Neo Tokyo, das vor 31 Jahren im 3. Weltkrieg durch eine gigantische Explosion einer unbekannten Waffe zerstört worden war, die Olympischen Spiele bevor, die in den neuen Sportstätten auf den Trümmern der ehemaligen “alten Stadt” Tokyo, die immer noch Sperrgebiet ist, stattfinden sollen. Obwohl Neo Tokyo rasant entstand, ist die Aufbruchstimmung des Wiederaufbaus mittlerweile umgeschlagen. Studentenkrawalle, exzessiver Drogenkonsum, tödliche Kämpfe zwischen rivalisierenden Gangs. Das ist der Schauplatz der Geschichte.

Kaneda, Tetsuo und ihre Motorradgang stoßen, als sie sich ein illegales Rennen in der verbotenen Zone liefern, auf eine geheimnisvolle Erscheinung. Der resultierende Konflikt der Jugendlichen untereinander und mit der Obrigkeit bildet den Hintergrund, der Handlung, die sich um geheimnisvolle übernatürliche Phänomene dreht, die höchste Kreise in Politik und Militär zu verheimlichen versuchen. Seine Hauptfiguren sind frustrierte, gelangweilte Teenager, machtbesessene Militärs, Bürokraten und skrupellose Wissenschaftler. Den repressiven Obrigkeiten, in Form von Schule, Polizei und Militär, stehen desillusionierte und zynische Jugendliche gegenüber, die zur Gewalt bereit sind. Angst und Größenwahn herrschen auf allen Seiten und können jederzeit in Brutalität umschlagen. Die Allmachtsphantasien der Protagonisten stehen im krassen Gegensatz zu ihrer Isolation im sozialen Raum. Freundschaft hat kaum eine Chance gegen das Mißtrauen der Figuren, die ihre Deckung nie aufgeben, weil sie überall Verletzung und Enttäuschung fürchten. Kei, ein Mädchen das Kaneda im Laufe der Geschichte kennenlernt und für das er Zuneigung empfindet, brüskiert ihn als sie nach einer Phase der Besinnungslosigkeit wieder bei Bewußtsein ist, indem sie ihn fragt, ob er inzwischen etwas Schweinisches mit ihr gemacht habe.

Die bestehenden Verhältnisse der japanischen Gesellschaft werden hinterfragt und kritisiert. Otomo skizziert in Akira ein überzeichnetes, in die Zukunft weitergedachtes Bild einer Gesellschaft, in der traditionelle soziale Bindungen nicht funktionieren. Normen und Werte, die eine soziale Integration zu leisten vermögen, scheinen in der von Otomo geschilderten düsteren Vision der Zukunft kaum zu existieren.

Gleichzeitig verdeutlicht die Geschichte, wie tief die traumatische Erfahrung der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki das kollektive Bewußtsein der Japaner prägt. Wer nicht nur Akira sondern auch andere Mangas oder Anime gelesen/gesehen hat, wird diesen Topos zur Genüge kennen. Akira wirft die Frage auf, ob ein Neuanfang für eine Gesellschaft nur durch ihre totale Zerstörung möglich ist und impliziert auch eine Deutung der japanischen Geschichte nach dem 2. Weltkrieg.


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